Liebe Kneipp Freunde!
Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu. Es hat sich wieder einmal viel getan und es bleibt dabei – panta rhei – alles fließt. Weil das Leben nun mal nicht stehen bleibt, sondern Lebendiges immer im Wandel sein wird. Dieser Wandel ist ein Vorgang stetiger Anpassung. Anpassung auf das und diejenigen Personen, die uns umgeben und auf uns einwirken.
Am 23.3.2019 hatten wir im Landesverband einen Vorstand zu wählen, was uns unter Beisein des Präsidenten Mag. Georg Jillich auch ohne Probleme gelungen ist. Ich danke allen, die dem Vorstand wieder das Vertrauen gegeben haben von Herzen. Ich möchte Euch auch in den kommenden Jahren zeigen, dass dem Landesteam und mir das Kneippen eine Herzensangelegenheit ist. Das Vorstandsteam des Kneipp Landesverbandes OÖ sieht wie folgt aus:
Landesobmann: Dr. Martin Spinka
Stellvertretende Landesobfrau: Maria Haslehner
Kassier: Annmarie Hoch MSc
Rechnungsprüferin: Elfriede Watschinger
Für Unsicherheit hatte dann Mitte des Jahres ein Brief vom Kneipp Bund gesorgt. Ich hatte einige Besprechungen am Telefon mit Mag. Jillich, der mir sehr gut erklären konnte, dass es nicht um’s Überleben, sondern in besonnener Vorausschau ganz einfach um eine stabile Finanzlage des Kneipp Bundes geht. Unser Präsident hatte folglich mit einer Flut von Mails und Anrufen zu tun, weshalb er sich dazu entschlossen hatte, eine außerordentliche Generalversammlung (aoGv) für 23.11.2019 in Klagenfurt einzuberufen. Von dieser Generalversammlung möchte ich Euch gerne meine Eindrücke (ich schreibe diesen Brief am Sonntag den 24.11.2019 – also einen Tag nach der Generalversammlung!) übermitteln. Zusätzlich wird der Kneipp Bund ein Protokoll an alle KACs versenden.
Es kamen bei der aoGv viele Anträge aus den Bundesländern zur Abstimmung. Es kamen einige Emotionen hoch. Es kam für mich klar heraus, dass sich die Kneipp Bewegung im Wandel befindet. Sehr eindrücklich zeigte dies eine Tabelle gleich zu Beginn, die veranschaulichte, dass jährlich ca. 1000 Mitglieder ausscheiden. Derzeitiger Stand sind knapp über 30.000 Mitglieder Österreich weit. Es wurde uns auch ein Tortendiagramm gezeigt, welches die Altersverteilung wiederspiegelte. Die „Jungen“ machen ca. 20% aus (jung = 19-60 Jahre!), mehr als die Hälfte macht die Gruppe der 60- über 80 Jährigen aus und dann gibt es noch eine Gruppe von 8006 Personen, von denen wir das Alter nicht wissen.
Diese Tafel hat mich sehr berührt! Sie zeigt mir, dass wir keine Neuzugänge haben sondern ständig Mitglieder verlieren. Wir schaffen es offenbar nicht, junge Menschen zu erreichen. Wir, das sind wir alle! Und wir alle sind – das zeigt die Tabelle – alt! Auch ich werde mit 48 Jahren von jungen Menschen als alt empfunden. Für mich steckt darin aber eine sehr wichtige Erkenntnis. Wir „Alten“ beherrschen die Sprache der Jungen nicht und umgekehrt. Klar versteh ich mich mit meinen 4 Kindern von 9-21 Jahren sehr gut. Ich rede mit ihnen und mach regelmäßig Unternehmungen, bei denen ich ihnen spielerisch und ganz einfach nebenbei, die 5 Säulen näher bringen möchte. Aber sobald ich eine SMS, WhatsApp, Facebook oder sonstige Nachricht meiner Kinder an eine/einen Gleichaltrige(n) lesen darf, verstehe ich nur mehr „Bahnhof“. Nun ist es so, dass wir immer wieder versuchen über die Kneipp Therapie und - Philosophie in Vorträgen, Workshops, Seminaren, Zeitungsartikeln, Radio- und Fernsehbeiträgen auf das Thema aufmerksam zu machen – wir werden wohl von dem einen oder anderen jungen Menschen gehört und gelesen werden – aber ich befürchte, dass sie uns nicht verstehen, geschweige denn dass wir sie emotionalisieren können. Ich glaube, dass es sich für einen jungen Menschen ungefähr so anspürt, wie wenn sie einen ausländischen Radiosender aufdrehen, in dem in einer Sprache gesprochen wird, die sie nicht gelernt haben.
Wenn wir uns die jüngsten Ereignisse und Entwicklungen auf globaler Ebene ansehen, dann zeigt uns das aber schon auch, dass junge Menschen sehr wohl noch wissen, was es bedeutet, sich für eine gute Sache einzusetzen. Sie gehen sogar auf die Straße – Woche für Woche. Sie schaffen es, innerhalb kürzester Zeit für die ihnen wichtigen Dinge viele andere Menschen zu aktivieren, zu mobilisieren und zu begeistern. Junge Menschen verstehen sich untereinander sehr gut! Sie sind bestens vernetzt. Sie kommunizieren über digitale Medien. Das ist nicht mehr dieselbe Kommunikation, wie wir sie gewohnt sind. Denn für mich – und ich glaube auch für Sie – bedeutet Kommunio immer noch Gemeinschaft. Oder anders: „…durch’s Reden kommen die Leut zamm bzw. die Leut kommen zsamm, wenn sie reden wollen…“. Für uns ist also ganz wichtig, sich während einer Kommunikation zu begegnen. Das ist für junge Menschen anscheinend nicht mehr so wichtig. Es ist nicht entscheidend, ob wir diese Entwicklung gut oder schlecht bewerten. Entscheidend ist, dass es nun mal so ist und der Fluss des Lebens – panata rhei – hier offenbar einen von uns „Alten“ nicht erwarteten Mäander beschreibt. Die „Jungen“ kommunizieren einfach anders.
Ich glaube also, dass wir ein paar wenige junge Menschen erreichen müssen, die uns als „Dolmetscher“ dienen. Junge Menschen, die die wunderbaren Kneipp’schen Ideen in die heutige, junge Sprache übersetzen. Ob das ein/eine Influencer/in ist, ein/eine „Youtuber/in“, ob jemand eine Kneipp-App entwickelt oder ein „Kneipp Spiel“ alla „Pokemon Go“, ein Theaterstück, eine Musik Band,… es kann auf diese Weise gelingen, auch wieder junge Menschen für die Kneipp Idee zu begeistern. Deshalb möchte ich für nächstes Jahr vorbereiten, dass Schulklassen an einem Wettbewerb teilnehmen können, in dem es genau um diese Sache geht: „Wie würdest Du als junger Mensch das Gesundheitsthema Kneippen in eine junge, frische Sprache übersetzen?“ Im „Kneipp - Jahr 2021“, in dem wir den 200sten Geburtstag von Sebastian Kneipp feiern, möchte ich die Gewinner präsentieren.
Es bleibt also spannend aber wir geben nicht auf!
Herzlichst Euer
Dr. Martin Spinka, Obmann des Kneipp Landesverband OÖ